Der letzte Wertungstag glich einer Zitterpartie. Nachdem unsere ersten beiden Wertungsläufe ungültig waren, hatten wir uns am Vorabend sehr detailliert abgesprochen und alle möglichen Fehlerquellen in die Checkliste aufgenommen. Wir wollten die ersten in der Warteschlange sein, um zwischen dem ersten und zweiten Wertungslauf genügend Zeit für Optimierungen zu haben. Darum warteten wir schon vor Öffnung des Paddocks am Eingang, liefen nach Einlass zügig zu unserer Garage und schoben unser Fahrzeug Pegasus zur Wartelinie. Trotz unseres zügigen Arbeitens waren zwei andere Teams noch schneller.
Kurz vor Start unseres 3.
Wertungslaufes, als wir schon angewiesen wurden, dass es gleich
zur Technischen Inspektion vor dem Start geht, waren wir
plötzlich nicht mehr in der Lage die Brennstoffzelle zu
betreiben - weder per manuellem Knopfdruck noch über die
Software. Dies bedeutete somit für uns die Rückkehr ins
Paddock… Vorbei an über 20 anderen wartenden Teams und auf in
die Fehlersuche.
Andreas Holzer schaffe es
nach etlichen getauschten Teilen auf Platine und im Kabelbaum
die Brennstoffzelle wieder in Betrieb zu nehmen. Nebenbei
entdeckten wir einige kleinere Undichtigkeiten im H2-Strang,
welche wir „fachmännisch“ mit unserem Allheilmittel
„Tacky-Tape“ (Vakuumdichtband zum Laminieren) abdichteten. Da
die Fehlersuche jedoch sehr zeitintensiv war, hatten wir den
Zeitslot der dritten Wertungsläufe verpasst und konnten uns
erst wieder am Nachmittag beim aller letzten Zeitslot
beweisen. Diesmal gab es keine weiteren technischen
Probleme und wir konnten unseren 3. Wertungslauf
starten.
Mittlerweile war es wieder
sehr warm und schwül und die Sonne brannte herunter auf die
Rennstrecke. Unsere Fahrerin Niki Sillountou kam ziemlich ins
Schwitzen, nicht nur wegen der Temperatur, sondern auch durch
die Kommandos von Sebastian Heyke, der ihr per Funk Runde für
Runde durchgab schneller zu fahren. Mit den Erinnerungen von
unserem ersten Wertungslauf, als wir in der vorletzten Runde
von der Strecke gedrängt wurden, verfolgten die Streckenposten
jedes Überholmanöver mit Luftanhalten und auch der Blick auf
die Rundenzeit verschaffte Sorgen, da die groben Hochrechnungen
Runde für Runde ergaben, dass wir ein paar Sekunden zu langsam
waren. Aber Niki Sillountou konnte die Zeit bis Runde 8 wieder
aufholen und weiter einen Zeitpuffer aufbauen, dass wir sicher
sein konnten, es rechtzeitig ins Ziel zu schaffen.
In 10 langen Runden voll
Anspannung und Hoffen gab es Gott sei Dank keine weiteren
Zwischenfälle und am Ende kam die erlösende Nachricht:
Wertungslauf gültig!
Vorgabe von Shell ist das
Durchfahren der 15678 m langen Strecke in unter 38 Minuten.
Woraus sich eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 6,87 m/s bzw.
24,75 km/h errechnet. Wir haben den Kurs innerhalb von 36,94
Minuten absolviert. Somit waren wir nur 0,71 km/h schneller als
nötig. Damit erzielten wir eine Reichweite von 803 km/m³,
welche uns den zweiten Platz verschaffte.
Doch nicht nur beim
Effizienzwettbewerb konnten wir Punkten: Shell vergibt zudem
weitere Offtrack-Awards.
Darunter der Decarbonisation
und der Technical Innovation Award, für welche wir uns im
Voraus angemeldet hatten.
Zu unserer Überraschung
konnten wir nicht nur dank der Flachshülle den ersten Platz in
der Nachhaltigkeit, sondern zudem auch mit
Basaltfasergewickelten Radhausschalenträgern den 1. Platz beim
Tech-Award erzielen. Somit erzielten wir in Summe mit unserem
zweiten Platz und den zwei ersten Plätzen die beste
Gesamtplatzierung und das höchste Preisgeld an diesem Tag.
Damit konnten wir auch die TU überbieten, welche mit zwei
Fahrzeugen ebenfalls einige Male auf dem Treppchen standen -
Herzlichen Glückwunsch an dieser Stelle.
Auch gratulieren möchten wir
dem Sieger in unserer H2-Prototypen Klasse "ThaiGer-H2-Racing"
aus Stralsund und unseren französischen Freunden von
"Microjoule - La Joliverie" und "Polytech Nantes La Joliverie"
für deren Siege in den verbrennungsmotorisch und
batterieelektrisch betriebenen Prototypen-Klassen.